Kotatsu – japanischer Heiztisch – nie mehr ohne

Für Europäer mag ein Kotatsu Tisch auf den ersten Blick sehr außergewöhnlich anmuten, wirkt es doch, als würde hier eine Bettdecke als Tischtuch genutzt werden – nur verkehrt herum, denn die Tischplatte scheint sich auf der Decke zu befinden. In Japan hat der sogenannte Kotatsu jedoch durchaus Tradition und wird aufgrund der behaglichen Atmosphäre die er schafft, überaus geschätzt. Denn hierbei handelt es sich um einen beheizbaren Tisch, der in japanischen Haushalten als Wärmequelle genutzt wird.

Was genau muss man sich unter einem Kotatsu vorstellen?

Was hierzulande die Heizdecke ist, die an kalten Tagen genutzt wird, um für eine wohlige Wärme zu sorgen, ist in Japan der Kotatsu. Diese gut durchdachte Konstruktion setzt sich aus einem Tischgestell und einer entsprechend großen Decke zusammen. Das Herzstück bildet jedoch die Elektroheizung, die sich unter dem Tischgestell befindet und von der Decke komplett bedeckt wird. Die Tischplatte, die als Abschluss auf die Kotatsu Decke aufgelegt wird, ist somit eine Art Zugabe und bietet einen Mehrwert an Funktionalität. Denn so ist der Kotatsu nicht nur als Heizquelle, sondern auch als richtiger Tisch zu nutzen, während die Beine bzw. der Unterkörper unter der Decke ruht und angenehm gewärmt wird. Essen, Getränke, Bücher, Fernbedienung – alles kann auf der Tischplatte abgelegt werden.

Dieses Video (nicht von mir sondern von YouTube User xrcjpx) zeigt sehr schön, wie ein Kotatsu  Tisch aufgebaut ist.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wie funktioniert der beheizbare Tisch?

Das Basisprinzip des Kotatsu ist also, dass in ein niedriges Tischgestell ein elektrischer Heizkörper eingebaut wird. Das ganze wird dann schließlich mit einer Decke abgedeckt. Diese muss ausreichend groß sein, damit der gesamte Unterkörper darunter Platz findet. Alternativ dazu gibt es auch noch den eingelassenen Kotatsu. Hierbei wird in eine Vertiefung im Boden der Heizkörper eingelassen. So lässt es sich auch auf einem Stuhl Platz nehmen, während die Füße über der Wärmequelle schweben. Über die laufenden Kosten für einen Kotatsu muss sich der Japaner indes wenig Gedanken machen. Kohle und Öl sind als Rohstoffe zum Heizen recht teuer, da sie importiert werden müssen. In Sachen elektrischen Strom setzt man in Japan hingegen vornehmlich auf Atomkraft, so dass dieser vergleichsweise günstig ist. Japaner nutzen elektrischen Strom daher gerne als Methode zum Heizen, so dass sich ein Heizelement wie der Kotatsu geradezu anbietet. Dennoch sollte der japanische Winter nicht mit dem hierzulande verglichen werden. Extreme Kälteperioden sind in Japan in den meisten Fällen nicht zu erwarten.

Wie komme ich an einen Kotatsu Tisch?

Die Möglichkeiten in Deutschland einen Kotatsu zu  kaufen sind recht eingeschränkt. Da es keine spezialisierten Onlinehändler gibt bleibt nur der Weg zu eBay oder Amazon. Auf diesen beiden globalen Shops kann man Kotatsu Tische über einen der vielen Händler dort kaufen.

Die Alternative ist sein Werkzeug rauszuholen und selber Hand anzulegen. Mit ein paar Teilen und wenigen Handgriffen ist der japanische Heiztisch auch schnell selber gebaut.

Vor- und Nachteile Selber bauen
Pros
  • Spaß
  • Preisgünstig
  • kein „Ärger“ mit dem Zoll beim Import
Cons
  • zeitaufwendiger
  • weniger Sicherheit bei Marke Eigenbau

Zum Artikel „Ein Kotatsu Tisch einfach selber bauen

Vor- und Nachteile Kaufen
Pros
  • Original japanisches Möbel
  • Keine Gefahr, das etwas falsch gebaut wird und man sich verbrennt
  • Ideal für Leute mit zwei linken Händen 🙂
Cons
  • Deutlich teurer
  • Wartezeit bei Lieferung aus Japan

Zum Artikel „Wo kann ich ein Kotatsu in Deutschland kaufen

Warum gibt es den Kotatsu?

In Europa ist man es gewöhnt, in beheizten Wohnungen zu leben. Nicht selten werden im Winter alle Räume beheizt, so dass, egal in welchen Raum man sich bewegt, man von einer angenehmen Wärme empfangen wird. Anders ist dies jedoch in Japan. Zentralheizungen sind in japanischen Häusern eher selten anzutreffen. Hinzu kommt, dass die Häuser auch meist über keine ausreichende Isolierung verfügen. Das heißt, die im Raum verteilte Wärme wird nicht als so angenehm warm empfunden wie sie sollte. Daher hat man begonnen, die Wärme zu konzentrieren. Eine solche sogenannte Insellösung ist der Kotatsu. Das heißt also, dass es bei den Japanern üblich ist, die Wärme auf einen bestimmten Ort zu konzentrieren und sich dann eben dort aufzuhalten. Anders als hier, wo meist erwartet wird, dass die Wärme bereits in jedem Raum vorhanden ist, den man betritt. Der Kotatsu wird dabei für üblich in Räumen aufgestellt, die über einen Boden mit Tatami-Matten verfügen.

Tatami-Matten haben den Vorzug, dass sie die Wärme besser speichern können als etwa ein Parkettboden. Der beheizbare Tisch wird an kalten Tagen schnell zum Mittelpunkt der Wohnung, um den sich alle Familienmitglieder versammeln. So wird gegessen, miteinander geredet oder ferngesehen, während man gleichzeitig von der wohligen Wärme profitiert, die sich unter der Kotatsu Decke ausbreitet. Kinder machen an dieser Art von Tisch sogar ihre Hausaufgaben oder spielen miteinander. Die Behaglichkeit, die gerade auch durch die Kotatsu Decke erzeugt wird, macht den Reiz dieses Heiztisches aus und sorgt für seine ungebrochene Beliebtheit. Viele Wohnungen in Japan besitzen mindestens einen dieser Heiztische. Während die anderen Räume also ungeheizt bleiben, zieht es die gesamte Familie an den Kotatsu. Dennoch haben sich auch weitere Heizmöglichkeiten durchgesetzt. Japaner nutzen auch Ölöfen oder setzen ihre Klimaanlage als Heizung statt als Kühlelement ein. Und auch die Fußbodenheizung ist in Japan langsam auf dem Vormarsch.

Die Kotatsu Decke

Dass es so mollig warm wird wenn ein solcher beheizbarer Tisch genutzt wird, ist vor allem auch der Kotatsu Decke zu verdanken, welche zwischen Tischgestell und aufgelegte Tischplatte geklemmt wird. Sie muss in jedem Fall bis zum Boden reichen und sorgt dadurch dafür, dass die erzeugte Wärme auch tatsächlich unter dem Tisch bleibt und nicht verloren geht. Sie dient somit als eine Art Wärmespeicher. Die Kotatsu Decke gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, zum Beispiel als Steppdecke. Wenn der Heiztisch für den Alltag sehr wichtig und dementsprechend häufig genutzt wird, zum Beispiel auch für die Einnahme von Mahlzeiten, sollte bestenfalls darauf geachtet werden, dass die Materialien der Decke leicht abzuwischen sind. Anders als bei den bei uns üblichen Heizungen, kann man sich an dem Heiztisch also nur wärmen, wenn man auch tatsächlich unter die Decke schlüpft. Die Wärme breitet sich also nicht im gesamten Raum aus.

Die Geschichte des Kotatsu Tisch

Auch wenn diese Art von beheizbarem Tisch fest mit Japan in Verbindung gebracht wird, so stammen seine Wurzeln ursprünglich aus China. Da man damals noch auf eine elektronische Heizmöglichkeit verzichten musste, wurde eine Grube geschaffen, in der mit Kohlen Wärme erzeugt wurde. Über diese Grube wurde dann der Kotatsu aufgestellt. Da die Gruben-Variante jedoch in modernen Bauten kaum umsetzbar ist und zudem eine Beheizung mittels Kohlen auch nicht gänzlich unbedenklich ist angesichts einer möglichen Kohlenmoxidvergiftung, wird fast ausschließlich auf das Modell mit elektrischen Heizelementen zurückgegriffen.